Keks oder Konzept? So klappt’s mit der Belohnung im Alltag

Als Hundetrainerin werde ich immer wieder gefragt: Warum gibst du deinem Hund eigentlich so viele Leckerchen?“ Und meistens antworte ich mit einem ehrlichen: Naja, das kommt darauf an.“ 😉

Denn die Wahrheit ist: Leckerchen sind weder grundsätzlich gut noch schlecht – entscheidend ist, wann und wie wir sie einsetzen.

Leckerchen mit Vollgas – sinnvoll, aber nicht überall 🚀

In bestimmten Trainingssituationen – etwa beim Erlernen neuer Tricks oder gezielten Übungen auf dem Hundeplatz – setze ich bewusst und kleinschrittig auf Belohnung mit Futter. Ich möchte in diesen Momenten ein schnelles und präzises Endverhalten erreichen. Da machen Leckerchen absolut Sinn!

Aber:

Der Alltag ist kein Hundeplatz. 🏡

Wenn ich möchte, dass mein Hund mich gelassen durch das Leben begleitet, kann genau diese Technik schnell zum Boomerang werden. Warum? Weil wir durch ständiges Belohnen manchmal unbewusst Verhalten verstärken, das wir eigentlich nicht fördern wollen – oder sogar Situationen aufwerten, die der Hund eigentlich als unwichtig einstufen sollte.

Ablenkung vs. Aufmerksamkeit – was wir unbewusst belohnen 👀

Im Alltag begegnen wir mit unserem Hund unzähligen Reizen: Menschen, andere Hunde, Autos, Katzen, Vögel, Kinder auf Rollern, Jogger, Kinderwägen … die Liste ist endlos.

Eigentlich sollten diese Dinge für unseren Hund bedeutungslos bleiben – er soll sie registrieren, aber nicht bewerten oder gar überreagieren.
Doch genau das passiert oft, weil viele Halter – meist unbewusst – Dinge durch Aufmerksamkeit oder Belohnung wichtiger machen, als sie sind.

Blaulichtmodus: Wenn der Mensch zum Alarmgeber wird 🚨

Ein häufiges Bild: Der Mensch ist im Spaziergang permanent im Alarmmodus. Ständig scannt er die Umgebung und reagiert auf alles – mit Körperspannung, hektischem Leckerchengreifen oder panischem Rückruf.

Und dann wundern wir uns, dass der Hund genauso alarmiert ist. Kein Wunder! Wir verhalten uns wie ein Blaulicht auf zwei Beinen – und der Hund orientiert sich natürlich daran.

Hundetraining ist kein Einheitsrezept 🧩

In sozialen Medien gibt es unzählige Trainer, Methoden und Meinungen:

  • Belohne jedes gute Verhalten!“

  • Ignoriere alles Unerwünschte!“

  • Fokus auf dich, nicht auf den Hund!“

  • Blockiere körperlich, wenn nötig!“

  • Denk positiv, dann wird alles gut!“

  • Führe deinen Hund souverän, dann folgt er automatisch!“

Klingt verwirrend? Ist es auch. Denn: Den einen richtigen Weg gibt es nicht. Es kommt immer auf die Situation, den Hund, den Menschen und das Zielverhalten an.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Vogel im Anflug! 🐦

Du gehst spazieren, ein Vogel flattert direkt vor euch auf – und dein Hund spannt sich an, will lossprinten. Wie gehst du jetzt damit um?

Ignorieren: Du lässt die Situation laufen. Der Hund springt in die Leine – aua, dein Arm merkt’s sofort. 💥

Einfach belohnen: Du rufst den Hund zurück und gibst ein Leckerchen. Klingt erstmal gut, aber: Du belohnst nicht nur den Rückruf, sondern auch die Anspannung vorher.

Umlenken mit Plan: Du erkennst die Situation, holst deinen Hund ruhig zu dir, wechselst die Richtung und machst vielleicht ein kleines Keksesuchspiel auf der Wiese. 🌱 Wiederholt ihr das regelmäßig, lernt der Hund: „Ah, Vogel bedeutet: Ich geh zu meinem Menschen, dann gibt’s was Spannendes.“

Agieren statt reagieren: Der Idealfall. Du startest deinen Spaziergang so strukturiert, bewusst und vorausschauend, dass dein Hund gar keine Gelegenheit hat, auf solche Reize überzureagieren – weil er so sehr mit dir beschäftigt ist. 🐾

Fazit: Wer reagiert auf wen? 🔄

Hast du dich schon einmal bewusst gefragt, wie oft am Tag DU auf deinen Hund reagierst – und wie oft dein Hund auf dich?

Leckerchen sind weder gut noch schlecht. Sie sind ein Werkzeug. Und wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wofür und wie man es nutzt. 🔧

Ein durchdachter Einsatz von Belohnung – kombiniert mit klarem Verhalten, Gelassenheit und Voraussicht – hilft dir dabei, nicht nur einen gut erzogenen Hund zu bekommen, sondern auch eine echte Partnerschaft aufzubauen. ❤️🐶

Also: Leckerchen? Ja, klar! Aber mit Herz, Hirn und Timing. 🎯